
Suzhou Impressionen
Suzhou ist eine Stadt neben Shanghai, die gern als asiatisches Venedig bezeichnet wird. Sie bietet deutlich mehr Festland und ist weit weniger glamourös…. Die Grenzen zu Shanghai sind fliessend, nicht wegen dem Wasser, sondern weil es schwer erkennbar ist wo die eine Stadt beginnt und die andere endet. Suzhou bietet jedenfalls für gestresste Reisende etwas Ruhe und Entspannung. Die Mopedfahrer und klingelnden Radfahrer sind aushaltbar, sie bewahren einen ja davor von ihnen überfahren zu werden durch ihre so dezenten Hinweise auf ihre Anwesenheiten…
Hier hatten wir für drei Tage eine nette Airbnb Unterkunft von einem Verwaltungsbeamten der gerne Youtube sieht und sich Amazon für sein Land wünscht. Einen eigenen VPN Zugang hat er klarerweise, wie sollte das Ansehen seiner geliebten Videos sonst funktionieren? Ob er dafür Sozialpunkte bekommen würde, wenn das jemand hier wüsste? Für Aussenstehende wie mich ergibt das chinesische Denken noch wenig Sinn. Gemeinschaft steht offiziell über allem, zugleich herrscht auf öffentlichen Plätzen die Ellbogenpolitik. Rücksichtnahme ist etwas anderes. Das Wohl der Allgemeinheit ist wichtig, jedoch gibt es durchaus Unterschiede zwischen den Klassen, Leute die viel, viel Geld haben und andere die in Unterkünften hausen, die in Europa wohl gar nicht stehen dürften. Und das soll Kommunismus sein. China ist wohl Ende der 1950er etwas weit daneben gesprungen und die Kulturrevolution hat es für das Land sicher nicht besser gemacht.
Ich bin während ich das hier schreibe jedenfalls offiziell in Österreich eingeloggt, das gibt mir auch die Möglichkeit Dinge wie Google, Hotmail, Facebook oder Yahoo zu benutzen. Zensur ist in China ja noch immer ein Thema und wird sich wohl in naher Zukunft nicht verändern. Auch wenn bestimmte westliche Seiten im Netz vom Staat gesperrt werden, sind Filme aus Hollywood durchaus beliebt und Spiderman mit seiner chinesischen Flagge sitzt nicht unerlaubt in diesem kleinen Lokal…
Dennoch, ich fühle mich was Einiges angeht freier und leichter als damals im Iran. Meine Meinung gebe ich ja nur anderen Ausländern kund und bewegen kann ich mich als Touristin relativ ungestört. Musik ist erlaubt und gegen Alkohol hat hier auch niemand etwas. Von Aussen betrachtet gibt sich das Land „cool“, eine gewisse Steifheit durch die vielen Sicherheitsbeamten ist gegeben, ansonsten sieht offensichtliche Unterdrückung anders aus. Zumindest der Jugend ist soetwas nicht anzusehen, sie ist wie fast überall auf der Welt mit der virtuellen Welt beschäftigt und mit ihrem Aussehen. Sie will tolle Jobs und viel Geld verdienen. Bei den Verkäufern und Rikschafahrern auf der Strasse sah ich vorwiegend ältere Personen. Auch unser persönlicher Fahrer, der uns auf der Strasse aufklaubte nachdem uns das Taxi scheinbar irgendwo abgeladen hatte, wirkte wie Ende 50. Sehr dünn und auch verbraucht sah er aus und strampelte dennoch tapfer durch die wahnsinnig engen Gasssen, die die Bezeichnung gar nicht mal verdienen. Äusserst kunstvoll manövrierte er uns zwischen den Häuschen hindurch und führte uns entgegen unserer Todeserwartungen schlussendlich an unser Ziel..
Anbei ein paar weitere Suzhou-Impressionen eines Museums, Tempels und der Strassen und mancher Lokale ohne grosse Worte. Wer findet dabei den roten Mercedes und sagt mir, was genau das bedeuten soll?…