
Land der Berge…
Land der Berge, Land am Strome…. Nein, ich meinte damit nicht Österreich. Es soll tatsächlich auch andere Länder geben mit Bergen und Seen – und grossen Töchern… Ja ich meinte tatsächlich Korea. Das Lied ging mir durch den Kopf, als ich die letzten hundert Meter den Chiaksan herabging. Südkorea wird von fünf grösseren Gebirgszügen durchzogen, der grösste Berg davon am Festland ist Jirisan mit 1915 Metern. Der erste den ich bestieg war etwas niedriger, 1288 Meter zieht sich die Spitze des Chiaksannationalparks hinauf. Für mich völlig ausreichend und die steinigen, abenteuerlichen Wege boten gute Vorraussetzungen für einen Muskelkater..
Wie bin ich überhaupt hierher gekommen? Nach einigen Tagen in Seoul hatte ich das grosse Bedürfnis etwas Natur um mich zu haben. Nationalparks gibt es genug, der Chiaksan ist unter Touristen jedoch kaum bekannt, die meisten zieht es zum bekannteren Seoraksan im Osten. Die Stadt Wonju war von Seoul leicht mit dem Bus erreichbar. Die Kommunikation mit meinem Gastgeber dagegen war eine andere Sache… je länger ich reiste, desto schwieriger gestaltete sich das Sammeln von Informationen von Gesprächspartnern…
Zwei Nächte in Wonju gaben mir jedenfalls die Gelegenheit die Natur zu bestaunen, meinen ersten Tempel zu besichtigen und einer Tanzparade beizuwohnen.
Koreaner sind begeisterte Wanderer, wie mir bereits mein Reiseführer verkündet hatte. Was sich für alpine Ohren unglaublich anmutet, stellt sich hier als wahr heraus. Und es waren fast ausschliesslich Senioren, die sich mit mir den Berg hinauf wagten – die Jungen müssen ja arbeiten.. Meist wurde ich sehr freundlich begrüsst und angelächelt und auf der Bergspitze wurde ich mit Kuchen versorgt.
Der Herbst kündigt sich schon langsam an, die Sonne kam wenig hervor. Dennoch kein Grund für koreanische Wanderer ihren Sonnenschutz zu reduzieren. Hüte, Brillen, lange Kleidung, mitunter auch Gesichtsvermumung und Handschuhe sind oft Teil der Ausstattung. Die österreichische Polizei könnte unter solchen Umständen reich werden..
Kunstvolle Steineaufhäufungen zieren die Wege oftmals.
Die Sicherheit geht immer vor, alle Weile gibt es Notruftelefone – und sogar erste Hilfekästchen.
Trotz widriger Umstände waren auch Zulieferer am Berg unterwegs. Und die Flora des Berges erinnerte mich sehr an die Berge der Alpen – bis auf die kleinen Bambuswäldchen jedenfalls.
Am Abend stolperte ich zufälig in die Tanzveranstaltung der Stadt, bei der auch das Militär sein Können zeigen durfte. Bei zwei Jahren verpflichtendem Militärdienst mit 20 Urlaubstagen wohl für einige eine Art Ablenkung.
Von Jung bis Alt durfte fast jeder dabei sein.
Mein Airbnb Gastgeber zeigte sich als wir später sprachen wenig beeindruckt ob der Tanzaufführung, er habe schon besseres gesehen. Er war wohl bloss ins Haus gekommen um zu sehen ob die verwirrte Österreicherin, die das Quartier am Vorabend nicht gefunden hatte, es wieder heil vom Berg geschafft hatte. Hatte sie. Eigentlich sprach er kaum Englisch, und es war allein ein technisches Wunder, dass er sich ab und zu verständlich machen konnte. Die automatisierten Nachrichten an mich davor hatten über seine Sprachlosigkeit hinweg getäuscht. Kommuniziert wurde dann hauptsächlich über papago, eine App die es erlaubt Gesprochenes sofort übersetzt zu bekommen. Mehr oder weniger erfolgreich. Zumindest hilft es über völlige Ahnungslosigkeit hinweg und die Intention wird leichter verstanden. Das Quartier bietet übrigens viel Selbstgemachtes – vermutlich würde das meiste davon in Europa baumässig nicht durchgehen, aber dort steht das Haus ja nicht… Wer mal in Wonju abzusteigen plant, hier ein paar Eindrücke. Platz ist in dieser Unterkunft jedenfalls genug…